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Schafzüchter

Wallbrook


Der Übergang eines Unternehmens von einer zur anderen Generation ist nie einfach, und dennoch befinden sich in der Modebranche die Unternehmen oft in Familienhand. Die Familien hinter Salvatore Ferragamo und LVMH beispielsweise sind nach wie vor im Besitz großer Aktienanteile an ihren Unternehmen. Ermenegildo Zegna ist ein Unternehmen, das sogar vollständig in Familienbesitz ist. Auch in der Landwirtschaft bilden Familienunternehmen das Fundament der Branche. In Australien sind ca. 60 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Familienbesitz. Das ist eine Fläche, die etwas größer ist als die Gesamtfläche der Europäischen Union.

Die Nachfolgeplanung ist sehr wichtig, allerdings meist auch sehr problematisch. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Schafzüchter John Wallace es für eine seiner besten Leistungen hält, dass er die Nachfolge seines Anwesens einvernehmlich regeln konnte. Sein landwirtschaftlicher Mischbetrieb Wallbrook erstreckt sich über 800 Hektar Land bis an den nordöstlichen Teil von Esperance, einer kleinen Stadt im Westen Australiens. John und sein Bruder haben das Land geerbt und haben mit der nächsten Generation die Zukunft der Familie Wallace gesichert. „Ich habe das privilegierte Glück gehabt, dass meine Eltern uns erlaubt haben, dass wir bereits mit Mitte 20 Verwaltungsaufgaben auf dem Anwesen übernehmen durften”, sagt John, der ähnliche Pläne für seinen Sohn hat.

(Links) John Wallace von Wallbrook.

John will seine Herde von aktuell 5000 Schafen sehr bald schon um weitere 1000 Schafe aufstocken. Er baut auf seiner Farm auch reichlich Getreide an, u. a. Raps, Weizen und Gerste. Dieser landwirtschaftliche Mischbetrieb ermöglicht eine Risikominderung, falls etwas schiefgeht, da „man das Wetter nicht kontrollieren kann“. Wallace erreicht dadurch auf dem vielschichtigen Land ein gewisses Gleichgewicht.

Der größte Teil von Wallbrook liegt auf der sogenannten Neridup-Sandebene und befindet sich in einer Gegend, die sich durch ihre kein Wasser speichernden Sandböden auszeichnet. Das bedeutet, dass der Boden keine Feuchtigkeit für die Wurzeln der Pflanzen aufnehmen kann, sondern dass das Wasser direkt in die unteren Bodenschichten durchläuft. In Westaustralien wurde darüber hinaus in der Vergangenheit sehr viel Land gerodet. Der Salzgehalt in den Böden ist hier landesweit mit am höchsten. Die australische Regierung spricht von über einer Million Hektar landwirtschaftlicher Flächen, die mittlerweile extrem salzhaltig sind. Auch wenn die Bedingungen für die Landwirtschaft hier alles andere als ideal sind, hat Wallace Möglichkeiten gefunden, nicht nur das Beste, aus dem, was er hat, herauszuholen, sondern den Ertrag auf seiner Farm auch kontinuierlich zu steigern und die Fehler früherer Generationen auszugleichen. „Wir haben nicht immer alles richtig gemacht. Wir haben Fehler gemacht, aber ich kümmer mich gern um das Land und versuche, zu viel Salz oder Erosion zu vermeiden.”

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Um den Gegebenheiten entgegenzuwirken, arbeitet die Familie Wallace daran, ihr Land zu verbessern. „Wir haben Tausende von Bäumen an einigen der salzigsten Standorte gepflanzt, insgesamt etwa 250.000 Bäume.“ Darüber hinaus wurden große Gebiete des Farmlandes eingezäunt, um dort wieder einheimische Pflanzen wachsen zu lassen. Heimische Orchideen wachsen überall auf der Farm und in den tiefer gelegenen Flächen von Wallbrook gedeiht der Australische Salzbusch, der dem Boden auf natürliche Weise das Salz entzieht.

„Wir verbessern die Bodenqualität”, meint John stolz, der an bestimmten Stellen den Sandboden mit dicken Lehmschichten bedeck hat, damit das Regenwasser aufgehalten wird und die Pflanzenwurzeln das Wasser aufnehmen können. Auch Leguminosen wurden überall auf der Farm angepflanzt, die dabei helfen, dass der nährstoffarme Boden das so dringend benötigte Stickstoff speichern kann. In einigen Jahreszeiten werden dadurch dann Getreide und andere Pflanzen in ihrem Wachstum unterstützt.

„Ich denke, alle Landwirte – egal, ob sie Schafzüchter sind oder Getreide anbauen, Wolle oder Fleisch produzieren – sind nur für eine begrenzte Zeit auf Erden. Das heißt, wir sind im Grunde genommen einfach nur Hüter. Jeder, der sich für mehr als das hält, macht sich doch selbst etwas vor.“

„Wir haben Tausende Bäume an einigen der salzigsten Standorte gepflanzt, insgesamt etwa 250.000 Bäume.“
John Wallace
John Wallace

John Wallace denkt gern weit voraus, eine wichtige Eigenschaft, die man sowohl für eine gut geführte Landwirtschaft als auch für ein gut geführtes Unternehmen braucht. „Was mir an den Nutztieren gefällt, ist, dass es sich um eine Kapitalinvestition handelt, von der ich weiß, dass sie bis zu 40 Jahre Bestand hat. Nichts landwirtschaftlich Nutzbares hat so lang Bestand.“ So ist es auch kein Zufall, dass Wallace sich so leidenschaftlich über die Langlebigkeit der Wollkleidung äußert, die mit der Wolle seiner Schafe produziert werden. “Ich habe schon immer Wollpullover und Strickware aus Wolle getragen. Ich habe Pullover, die 15 Jahre alt sind und immer noch wie neu aussehen! Das ist einfach ein echt tolles Material.“

Hier endet aber seine Begeisterung für diese Faser nicht: “Ich finde, beim Reisen zeigt Wolle so richtig ihre wahre Stärke. […] Die gute Wolle von heute, die Wolle mit feineren Mikronwerten – nicht die alte gröbere Wolle – die kann man auf der Haut tragen, ohne dass sie die Haut irritiert. Ich finde das einfach fantastisch, [and] sie ist wesentlich preisgünstiger.“ John fährt fort: „Sie ist natürlich. Sie ist eine erneuerbare Ressource.“ Was könnte wichtiger für jemanden sein, der sich aktiv für die Langlebigkeit seines Landes engagiert?